. Recycling der besonderen Art betrieb die 1A der HLW Braunau. Die Schüler*innen, die die Vertiefung „Digi Design Academy“ besuchen, produzierten aus alten Schularbeiten und Co. kreative Formen der Gesichtsverhüllung und reichten ihr Kunstprojekt unter dem Titel „Hide and Seek“ bei „projekteuropa 2023/24 | (k)now – kreativ.aktiv.neugierig“ des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung sowie der Agentur für Bildung und Internationalisierung (OeAD) ein. Es entstanden unterschiedlichste Modelle, die anschließend von den Schüler*innen getragen und im hauseigenen Fotostudio dokumentiert wurden.
Am Ende des Schuljahres wurden die Preisträger*innen bekannt gegeben. Auch die künftige 2A wurde ausgezeichnet und erhielt 800 Euro.
Aktiv gegen „einfache Antworten“ und Schwarz-Weiß-Malerei
„Es ist bei Gestaltungsprozessen eine bewährte Methode, ein bestimmtes Material vorzugeben. In diesem Fall entschieden wir uns für ein Abfallprodukt, das in der Schule in großen Mengen zur Verfügung steht − Papierstreifen aus dem Aktenvernichter. Diese Streifen erschienen uns in vielfacher Hinsicht interessant, weil sie neben ihrer ästhetischen Qualität auch symbolisch stark aufgeladen sind“, erörtert Mag. Johanna Kirmann, Lehrerin für bildnerisches Gestalten und kreativen Ausdruck, die das Projekt gemeinsam mit der Klasse erarbeitete, hat doch die HLW Braunau als einzige berufsbildende Schule auch Musik und Kunst auf dem Stundenplan. Die Streifen aus dem Aktenvernichter der Schule bestehen zum größten Teil aus alten Schularbeiten, Maturaaufgaben etc.
Auch im außerschulischen Kontext assoziiert man dieses Material mit komplexen Verwaltungs-strukturen, Behördendschungel etc. Masken bewegen sich in vielen Kulturen im Spannungsfeld zwischen Ritual, Schutz und Vermummung und können je nach Kontext sowohl positive als auch negative Emotionen auslösen. Das machten sich die Schüler*innen zunutze. „Ähnliche Ambivalenzen empfinden Lernende und Lehrende auch im Bereich des Schulwesens. Lehrpläne, Gesetze und Vorschriften − vieles trübt oft den Blick auf das Wesentliche. Dinge, die Lernende in ihrer Entwicklung eigentlich unterstützen, ihnen Schutz bieten sollen, werden zu angstbesetzten Stolpersteinen, Lehrende zu Feindbildern. Wie in einer klassischen, griechischen Tragödie ist es den handelnden Personen nur bedingt möglich, die ihnen zugewiesene Rolle zu durchbrechen. Die Masken sind Sinnbild für diese Ambivalenz zwischen Macht und Ohnmacht, Helfer zu sein oder Peiniger“, erklärt Mag. Johanna Kirmann die Kunstaktion. Der Bezug zu „(k)now“ sei durch differenzierte Wahrnehmung komplexer, ambivalenter Zusammenhänge gegeben. Man werde aktiv gegen „einfache Antworten“ und Schwarz-Weiß-Malerei.
- Text: Mag. Johanna Kirmann und Bettina Seidl
- Foto: Corinna Ertl und Mag. Johanna Kirmann